Posted on

Tretroller

Ein Tretroller oder Trittroller bzw. (vor allem in der Schweiz) TrottinettTrottinette oder (im süddeutschen Raum) Radelrutsch (auch in der Bauweise des Wipprollers) ist ein muskelkraftbetriebenes, zweirädriges Kleinfahrzeug mit einem bodennahen Trittbrett, auf dem sich eine Person stehend fortbewegen kann. Er wird durch Abstossen mit einem Bein (beim Wipproller durch gewichtsverlagernde Wippbewegungen über einen mechanischen Antrieb) angetrieben und kann aus Holz, kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff oder Metall (Aluminium, Stahl) gebaut sein.

Erfindung des Tretroller

Im Jahr 1817 stellte der badische Erfinder Karl von Drais eine Laufmaschine vor, die dem Tretroller sehr nahe kam. Ausgehend von diesem Gefährt war es Carl Ferdinand Langhans, der aus der sitzenden eine stehende Position entwickelte und somit den ersten Tretroller erfand. Im Gegensatz zu den heutigen einspurigen Modellen besass der erste Tretroller eine zweirädrige Hinterachse.

Modellvarianten

Zu unterscheiden sind Mini-Klapproller von grösseren Rollern für den Alltags- und Sportbereich. Während Mini-Klapproller meist harte Reifen wie bei Inlineskates verwenden, besitzen grosse Roller im Allgemeinen Luftreifen wie beim Fahrrad. Zumeist werden bei Sportrollern kleinere Hinterräder verwendet. So sind die typischen Laufradgrössen im Sport- und Alltagsbereich z. B. 28/18″ oder 26/20″ (vorne / hinten). Der klassische Sportroller „Kickbike“ wurde etwa 1990 von Hannu Vierrikko/FIN als Sommertrainingsgerät zum Tretschlitten erfunden. Während z. B. in Holland die Tretrollerszene vergleichsweise gross ist, hat die deutsche Rennszene erst 2007 wieder mehr Zulauf erfahren.

In den Jahren 2000 und 2001 wurde der Mini-Klapproller zur Modeerscheinung für den urbanen Individualverkehr und englisch Scooter oder Kickboard benannt (diese sind zuweilen auch dreirädrig). In Deutschland überbrückten viele Besucher der EXPO 2000 in Hannover die dortigen Gehdistanzen auf diese Weise und machten das Gefährt immer bekannter. Zuvor waren Roller nur als Kinderspielzeug gebräuchlich.

Wegen der einspurigen Bauweise ist das Fahren mit dem Roller eine geeignete Vorübung, um später das Radfahren zu erlernen. Durch die Bodennähe ist es für Kinder oder Erwachsene weniger sturz- oder unfallgefährdet anzuhalten oder zu bremsen.

Microscooter

Der Mini-Klapproller, auch Microscooter genannt, wurde 1992 vom Lehrmeister Edmundo Duarte aus einer Idee seiner Lehrlinge in den Sulzer-Lehrwerkstätten in Winterthur entwickelt. Eines dieser Modelle steht heute im Landesmuseum Zürich. Der Scooter (Kinderroller) wurde im Jahre 1999 vom Hersteller Micro auf den Markt gebracht.

Kickboards

Kickboards haben anders als klassische Roller drei Rollen und der Lenker ist ein runder Knauf ähnlich dem Schalthebel im Auto. Das Kickboard ist also eine Kombination aus einem Skateboard und Roller. Gelenkt wird durch seitliches Kippen des Knaufs und Gewichtsverlagerung. Kickboardfahren erfordert etwas Praxis im Skateboardfahren.

Waveboard / Wavescooter

Ein Waveboard ist in seinen Eigenschaften denen eines Surfbretts nachgeahmt. Kinder sollen das Gefühl von Leicht- und Schwerelosigkeit auf der Strasse haben. Vereint mit einer ergonomischen Form, die jeden Spass mitmacht, steht dem „Strassensurfen“ nichts mehr im Wege.

Downhill-Roller

Downhill-Roller (auch: Downhill-Scooter bzw. in der Schweiz (Downhill-)Trottinettes) sind stabiler gebaut und für Bergabfahrten ausgelegt. Monsterroller gehören dazu, kennzeichnend dafür sind die dickeren Ballonreifen.

Als Sportgerät

Der kompakte, faltbare Tretroller (im Sportbereich auch Stuntscooter oder „Freestyle Scooter“ genannt) wird für Tricks wie beim BMX oder beim Skateboard verwendet.

Mit dem grossen, luftbereiften Tretroller werden bei Europa- oder Weltmeisterschaften Rennen wie Kriterium (Rundkursrennen), Marathons oder Staffel ausgetragen. Bei einer Staffel wird der Roller als „Staffelholz“ übergeben. Im Marathon (42 km) können Durchschnittsgeschwindigkeiten von ca. 31 km/h erreicht werden. Die grösste Rennszene gibt es in Holland, dahinter Tschechien, Italien und Finnland. In Deutschland dürfen Tretroller bei einigen Marathons im Feld der Inlineskater / Handbiker mitfahren (werden zumeist noch nicht offiziell in den Ausschreibungen angeführt), z. B. Köln-Marathon, Karstadt-Marathon, Europamarathon, Damp-Marathon etc. Der Tretroller ist ein ideales Ausdauer-Trainingsgerät, das zwischen Laufen und Radfahren platziert ist. Selbst Langstreckenfahrten sind mit dem Tretroller möglich (Alpo Kuusisto mit 84:36 h bei Paris–Brest–Paris, 1’200 km mit ca. 10’000 Höhenmetern oder Joachim Sternal bei Alb Extrem 190 km / 2’800 Hm in 10 Stunden (8.5 Stunden reine Fahrzeit, 80 km/h bergab)). Beliebt ist der Deutsche Tretroller Cup (DTC). Der DTRV (Deutscher Tretroller Verband) wurde im März 2010 gegründet.

Der aktuelle 24-Stunden-Weltrekord wurde im Juli 2012 von Peter Groeneveld auf einer 400-m-Laufbahn gefahren (545 km). Die Niederländerin Hermies Koers stellte 2015 den 24-Stunden-Rekord bei den Damen auf. Dieser liegt bei 430.82 km.

Die Tretroller-Weltmeisterschaft 2012 in St. Wendel (Saarland) erreichte ein neues Teilnehmer-Maximum. Es waren ca. 300 Teilnehmer gemeldet. Die nächsten Weltmeisterschaften fand 2014 in Tschechien (Pilsen) statt. Die WM im Jahr 2016 wurde in Australien ausgetragen. Im Jahr 2018 fand sie in den Niederlanden statt. In den Jahren zwischen den Weltmeisterschaften finden Europameisterschaften statt.

2013 sind 6 starke Tretrollerfahrer die Tour de France-Strecke gefahren. Das Projekt hiess „Kickfrance 2013“. Sie sind einen Tag vor den Rennradprofis gestartet und kamen auch einen Tag vor ihnen auf der Champs-Elysées an. Damit sind sie in 3 Wochen über 3’400 km und ca. 50’000 Höhenmeter gefahren.

Mit dem Tretroller gibt es auch Hundesport-Rennen vom VDSV (Verband Deutscher Schlittenhundesport Vereine e. V.), genannt Mushing.

Als Verkehrsmittel

Auf der auto- und fahrradfreien Insel Helgoland sind Tretroller daher das Hauptverkehrsmittel.

Tretrollern ohne Elektroantrieb, müssen nach der deutschen Strassenverkehrsordnung – soweit vorhanden – auf Fusswegen fahren. (Im Gegensatz zu E-Scootern!)

Tretroller mit Motorunterstützung, Elektro-Tretroller, etablierten sich ab 2015 zunehmend in Grossstädten als Verkehrsmittel, überwiegend in Mietsystemen und gedacht kurze Entfernungen schnell und staufrei zu überwinden.